Die Kaffeesteuer in Deutschland – das unsichtbare Pfund in deiner Tasse
Du stehst vor dem Kaffeeregal und überlegst: “Hmmm… 250 Gramm für 9,90 €? Ganz schön happig.” Dann rechnest du im Kopf: „Okay, 7 % Mehrwertsteuer, passt wohl zum Lebensmittel.“ Doch halt – hier kommt der heimliche Star der Preisgestaltung: die Kaffeesteuer. Ja, die gibt’s wirklich. Und sie schlägt ordentlich zu. Während die Mehrwertsteuer in aller Munde ist, schlürft die Kaffeesteuer still und heimlich an deinem Kaffeegeld.
Was ist die Kaffeesteuer überhaupt?
Die Kaffeesteuer ist eine deutsche Verbrauchsteuer auf gerösteten und löslichen Kaffee. Sie wird nicht an der Kasse erhoben, sondern direkt beim Röster oder Importeur. Und sie ist ein echter Klassiker – eingeführt wurde sie bereits 1948. Damals war Kaffee noch Luxus. Heute ist sie ein Steuerevergreen, der gerne vergessen wird, obwohl er kräftig mitröstet.
Wie viel kostet dich die Kaffeesteuer?
Die Zahlen haben es in sich:
- 2,19 €/kg für gerösteten Kaffee (also Bohnen oder gemahlener Kaffee)
- 4,78 €/kg für löslichen Kaffee (Instantkaffee)
Was das bedeutet? Wenn du also ein Kilo Specialty Coffee kaufst, sind davon erst einmal 2,19 € direkt für den Staat. Zack – ohne dass es auf dem Preisschild steht.
Und wie sieht das bei 250 g aus?
Das sind 0,5475 € Kaffeesteuer – also rund 55 Cent. Auf den ersten Blick nicht viel. Aber: Rechne das auf eine Packung von 9,90 € hoch, dann macht die Kaffeesteuer satte 5,5 % des Preises aus – und das zusätzlich zur Mehrwertsteuer.
Warum redet darüber keiner?
Gute Frage. Die Kaffeesteuer ist eine sogenannte versteckte Steuer. Sie steht nicht auf der Quittung, taucht nicht im Shop sichtbar auf und wird auch nicht offen diskutiert. Sie wirkt im Schatten – wie ein Steuer-Ninja. Deshalb denken viele, der ganze Preis käme vom Röster oder vom Händler. Doch der hat schon einen Teil deines Geldes direkt ans Hauptzollamt abgeführt, bevor du überhaupt an der Packung schnuppern durftest.
Was bedeutet das für die Preisbildung?
- Ein Röster zahlt erst Rohkaffee, dann Energie, Verpackung, Versand, Mitarbeitende… und Kaffeesteuer.
- Danach kommen noch 7 % MwSt. obendrauf.
- Wer günstigen Kaffee kauft, zahlt trotzdem die volle Steuer – unabhängig von Qualität oder Herkunft.
Mit anderen Worten: Wer Specialty Coffee kauft, zahlt anteilig weniger Steuer pro Geschmackserlebnis als bei Billigware. Denn: Die Steuer ist fix – die Qualität nicht.
Exkurs: Warum gibt es die Kaffeesteuer überhaupt?
Die Kaffeesteuer stammt aus der Nachkriegszeit und sollte den Import von Luxusgütern regulieren – darunter fiel auch Kaffee. Obwohl Kaffee längst kein Luxusgut mehr ist, wurde die Steuer nie abgeschafft. Sie ist heute einfach eine bequeme Einnahmequelle für den Staat. Praktisch: Jeder trinkt Kaffee, jeder zahlt mit – und keiner merkt’s so richtig.
Fazit: Der unsichtbare Mittrinker
Die Kaffeesteuer ist wie der eine Kollege im Büro, der immer mittrinkt, aber nie selbst Kaffee kocht. Sie ist da, kostet Geld – und keiner spricht drüber. Höchste Zeit, das zu ändern. Wenn du also das nächste Mal Specialty Coffee trinkst, denk dran: Du investierst nicht nur in Geschmack, Transparenz und Nachhaltigkeit – sondern auch in ein bisschen Steuergeschichte.
Und hey – immerhin schmeckt Specialty Coffee auch mit Steuer besser als jeder Billigkaffee, der trotz gleicher Abgaben einfach nur bitter aufstößt.